Soziales Lernen
Im Sinne der obersten Bildungsziele der Bayerischen Verfassung achten die Schülerinnen und Schüler die Würde anderer Menschen in einer pluralen Gesellschaft. Sie üben Selbstbeherrschung, übernehmen Verantwortung und zeigen Hilfsbereitschaft. Sie gestalten Beziehungen auf der Grundlage von Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit, Empathie, Toleranz und Selbstbestimmtheit; sie haben Respekt vor anderen Standpunkten und sind fähig, Kompromisse zu schließen, die der Gemeinschaft nützen (vgl. LehrplanPLUS).
Damit ist das Bildungsziel Soziales Lernen ein wichtiger Aspekt der Politischen Bildung aber auch weiterer Bildungsziele wie z. B. der Bildung für nachhaltige Entwicklung und der Werteerziehung.
Zahlreiche Projekt- und Unterrichtsbeispiele hier im Portal beinhalten den Aspekt des Sozialen Lernen, weshalb auf dieser Seite nur auf ein paar ausgewählte Materialien verwiesen wird.
Materialien und Medien zum Sozialen Lernen
Der Leitfaden „Soziales Lernen in der Mittelschule" bietet eine Zusammenstellung von Zielkompetenzen, die Schülerinnen und Schüler bis zum Schulabschluss aufgebaut haben sollten. Auf der Basis der obersten Bildungsziele und dem Kriterienkatalog der Ausbildungsreife formuliert er 14 Kompetenzerwartungen.
Durch viele Hinweise zur Unterrichtsgestaltung werden die Schulen dabei unterstützt, eigene Konzepte zum Erwerb der dargestellten Kompetenzen zu entwickeln. So will der Leitfaden eine Grundlage und Anregung sein, dass alle an der Schule Beteiligten gemeinsam diskutieren, Ziele entwickeln und strukturiert an der Weiterentwicklung einer sozial kompetenten Schule arbeiten.
Anbieter: Im Auftrag des Bayerisches Staatsministeriums für Unterricht und Kultus durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, 2016.
Die Handreichung „PIT – Prävention im Team“ enthält Unterrichtsbeispiele und Materialien zur Prävention gegen Gewalt, Sucht und Eigentumsdelikte sowie zur Persönlichkeitsbildung. Sie ist hauptsächlich für den Einsatz in den Jahrgangsstufen 5 mit 8 bestimmt, ist schulartübergreifend konzipiert und setzt bei der Durchführung auf die Zusammenarbeit der Schulen mit der Polizei und anderen außerschulischen Partnern (z. B. Justiz, Jugendhilfe, Drogenberatung).
Erklärtes Ziel des PIT-Programms ist es, das soziale Klima in den Klassen zu verbessern, den Jugendlichen konstruktive Konfliktlösungsmöglichkeiten an die Hand zu geben, die soziale Kompetenz der Schülerinnen und Schüler, ihr Wertebewusstsein und ihre Verantwortung für gefährdete Mitschülerinnen und Mitschüler zu stärken sowie ihre Zivilcourage zu fördern.
Langfristig sollen durch das Präventionsprojekt PIT stabile Kommunikations- und Kooperationsstrukturen zwischen den Schulen, mit der Polizei und anderen mit der Präventionsarbeit befassten Institutionen aufgebaut werden.
Anbieter: Im Auftrag des Bayerisches Staatsministeriums für Unterricht und Kultus und des Bayeriscen Staatsministerium des Inneren durch das Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung, 2011.
Begriff und Entstehung: Lions-Quest ist der Name für eine 1984 vertraglich vereinbarte Kooperation zwischen Lions Clubs International und Quest International, einer amerikanischen gemeinnützigen Stiftung. 1997 als deutsche Bearbeitung des amerikanischen „Skills for Adolescense“ erstmals in Deutschland angewandt, hat sich das Konzept durch das Engagement vieler deutscher Lions Clubs sprunghaft verbreitet. Bis heute wurden mehr als 30.000 Lehrkräfte in 1.200 Seminaren mit dem Programm geschult.
Grundlegende Zielsetzungen: Grundanliegen dieses Programms ist die Förderung der Persönlichkeitsentwicklung von jungen Menschen, die Begleitung junger Menschen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden.
Adressaten sind hauptsächlich Jugendliche im Alter von 10 bis 15 Jahren, denen geholfen werden soll, Probleme und Risikosituationen im Laufe dieser Entwicklung hin zum Erwachsenen leichter zu bewältigen.
Lions-Quest ist nicht schulartgebunden und wendet sich an alle Jugendliche in der Sekundarstufe I, wobei viele Arbeitsvorschläge auch unter- und oberhalb dieser Altersgruppe durchaus anwendbar sind. Das Programm geht von den grundlegenden Erkenntnissen aus, dass es einer wachsenden Zahl von Kindern schwer fällt, sich in einer Gruppe zurechtzufinden und mit sich selbst und mit anderen angemessen umzugehen. Letztlich geht es ähnlich wie bei PIT um die beiden grundlegenden Zielsetzungen der Selbstkompetenz und der Sozialkompetenz, auch wenn die Schwerpunkte beider Programme teilweise deutlich anders gesetzt sind.
Voraussetzung für ein erfolgreiches Arbeiten mit den Jugendlichen ist nach Ansicht der Verfasser der Herstellung eines Konsenses von grundlegenden Wertvorstellungen und Orientierungen in allen erziehungsrelevanten Bereichen.
Konkret zielt Lions-Quest „Erwachsen Werden“ u.a. auf folgende Werte ab:
- Eine realistische Selbsteinschätzung und die Fähigkeit zu reflektiertem Handeln,
- Die Entscheidung für ein Leben ohne Sucht und für einen maßvollen, kontrollierten Umgang mit legalen Genussmitteln
- Toleranz und Achtung vor anderen Menschen
- Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung
- Verlässlichkeit und
- Fähigkeit zur sozialen Integration und Bereitschaft zu sozialem Engagement.
In konkreten Übungsfeldern werden Konflikt- und Risikosituationen für den jungen Menschen quasi „durchgespielt“, um ihm dabei zu helfen, für Probleme des Alltags positive Lösungen zu finden. Die Übungsfelder knüpfen im Lehrerhandbuch an das reale Umfeld des Heranwachsenden an, wie beispielsweise:
- Teil 1: Ich und meine (neue) Gruppe
- Teil 2: Stärkung des Selbstvertrauens
- Teil 3: Mit Gefühlen umgehen
- Teil 4: Die Beziehung zu meinen Freunden
- Teil 5: Mein Zuhause
- Teil 6: Es gibt Versuchungen
- Teil 7: Ich weiß, was ich will
Grundsätzliche Charakteristika: Lions-Quest „Erwachsen Werden“ zielt auf ein ganzheitliches Konzept hinsichtlich der Entwicklung des Jugendlichen und seines Reifeprozesses ab. Es spricht zwar Themen wie Gewalt an, in erster Linie geht es jedoch um die Herausbildung von Kompetenzen hinsichtlich der Lebensbewältigung. Der Heranwachsende soll Eigenständigkeit gewinnen und über sein Leben selbst entscheiden können. Hilfestellungen liefern dabei eine Fülle von Vorschlägen – meist in Form von Alternativen -, über die der Jugendliche nachdenken kann.
Deutliches Anliegen des Programms ist der Bereich Suchtgefahren. Das Vorgehen orientiert sich ausdrücklich an den Grundlagen der humanistischen Pädagogik, will keinesfalls als therapeutische Maßnahme verstanden werden.Ein weiteres Charakteristikum des Programms liegt in seiner engen Verzahnung mit der Elternarbeit.
Zu allen thematischen Schwerpunkten (siehe oben) werden gezielte Elterninformationen dargeboten. Zusätzlich liefert ein gesondertes Elternheft „Jahre der Überraschungen“ in fünf Kapiteln eine Reihe von Anregungen und konkreten Hilfen für die Eltern.
Lions-Quest „Erwachsen Werden“ ist alles andere als ein „kopflastiges“ theoretisches Programm. Dennoch ist die wissenschaftliche Grundlegung des Programms eine entscheidende Voraussetzung für die stringente Konzeption und die Aussagekraft der Einzelaussagen.
Konkrete Umsetzung des Programms: Die Autoren des Programms betonen ausdrücklich, dass es nicht Ziel des Programmes sein kann, sämtliche angebotenen Themeneinheiten zu bearbeiten. Zwar bauen die sieben Teile von „Erwachsen Werden“ aufeinander auf. Der Lehrkraft bleibt jedoch letztlich die Aufgabe, Schwerpunkte entsprechend der schulischen Situation und der Klasse zu setzen. Die Autoren betonen auch, dass soziales Lernen und der Erwerb von Lebenskompetenzen Zeit und ein regelmäßiges Training brauchen. Sie schlagen deshalb vor, je nach Einschätzung der Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler etwa vier bis acht Themenbereiche auszuwählen. Für die Behandlung jeder thematischen Einheit setzen die Verfasser – je nach Situation der Klasse – ein bis zwei Stunden an.
„Erwachsen Werden“ ist den Grundprinzipien der Life-Skills-Erziehung zuzuordnen. Die Beschäftigung mit dem Programm soll bewusst am Prozess, nicht so sehr an den Ergebnissen orientiert sein (Prozessorientierung). Dennoch soll versucht werden für vorhandene Probleme praktikable Lösungen zumindest aufzuzeigen (Lösungsorientierung). Die Verfasser rechnen auch fest mit der stärkeren Nutzung vorhandener Ressourcen bei Schülerinnen und Schülern (Ressourcenorientierung).
Das Programm setzt eine grundsätzlich veränderte Lehrerrolle bzw. eine deutlich stärkeren Empathie der Lehrkraft und weitere zusätzliche Qualitäten bzw. Kompetenzen voraus, u. a Geschick und Sensibilität im Umgang mit heiklen Situationen, ein hohes Maß an Zurückhaltung bis zur Kunst des Schweigens, vor allem aber die Bereitschaft, sich als Person einzubringen, der sich der Schüler anvertrauen und mit der sich der Schüler auch persönlich auseinandersetzen kann.
Bezugsquelle für das Programm: Das Materialpaket „Erwachsen werden“ ist nicht im Buchhandel erhältlich und setzt die Teilnahme an einem Einführungsseminar voraus. Die Autoren begründen diese Entscheidung damit, dass eine Theorie, die an Praxis und sinnliche Wahrnehmung gebunden wird, für künftiges Handeln leichter verfügbar ist. Damit soll die Lehrkraft auch die Möglichkeit haben, die gelernten Techniken selbst in kleinen Gruppen zu üben.
Ansprechpartner: Ansprechpartner sind grundsätzlich alle deutschen Lions-Clubs.
Begriff und Entstehung: Die Konzeption des Streitschlichterprogramms ist ursprünglich abgeleitet vom Begriff der Mediation, d.h. der Vermittlung zwischen Konfliktparteien durch eine oder mehrere unparteiische Personen. Von Streitschlichtern spricht man generell, wenn Kinder und Jugendliche ihren gleichaltrigen oder jüngeren Mitschülern helfen, Konflikte friedlich beizulegen. Der Begriff kommt aus dem Angloamerikanischen, man spricht auch von Peer Mediation. Auch wenn Schülerinnen und Schüler auf diese Aufgabe vorbereitet werden, ist es eine Art Laienhilfe.
Die Streitschlichtermodelle haben in Deutschland seit Beginn der 90er Jahre hauptsächlich von den Haupt- und Grundschulen ihren Ausgang genommen, wurden wenig später jedoch auch erfolgreich an den Realschulen und Gymnasien praktiziert.
Grundlegende Zielsetzung Der zugrunde liegende Gedanke geht von einer Mitbeteiligung und Mitverantwortung von Schülerinnen und Schülern innerhalb der Kommunikations- und Konfliktkultur der Schule aus. Es handelt sich auch um eine Art Delegationsprinzip, nämlich Probleme an der jeweils niedrigsten Ebene zu lösen, sofern sie dort lösbar sind. Lehrer können dabei von ihren Alltagskonflikten zumindest zum Teil entlastet werden. Hierbei kann allerdings die Kompetenz und Verantwortung der Lehrkraft nicht voll ersetzt werden und es gibt auch Grenzen für die Streitschlichtung von Schülern. Beipielsweise sollte die Einbeziehung von Schülern Expertenmeinung zufolge bei Mobbingprozessen ausdrücklich nicht stattfinden, weil mit dieser Aufgabe Schüler überfordert wären.
Kern der Streitschlichtung von Schülern ist, dass die Streitschlichter, die meist im Zweierteam arbeiten, den Standpunkt der Konfliktparteien darstellen und begründen lassen. Die Aufgabe der Streitschlichter besteht nun darin, diese Positionen zusammenzufassen und nach einer Lösung zu suchen, die den unterschiedlichen Kontrahenten bestmöglich gerecht wird.
Konkrete Umsetzung des Programms: Am Beginn eines solchen Modells sollte eine Bedarfsanalyse stehen - eine bewusste Entscheidung der Schule für die Einführung oder nicht. Falls die Entscheidung positiv ausfällt, werden die Streitschlichter in einer Art Training auf ihre Aufgabe vorbereitet. Zunächst werden den künftigen Streitschlichtern in einem ersten Schritt nur die wichtigsten grundlegenden Kompetenzen der Konfliktregelung vermittelt wie Einleiten des Gesprächs, aktives Zuhören, Zusammenfassen der konträren Ansätze, Positionen und dahinter stehende Gefühle erkennen und Schlichtungsmöglichkeiten durch Fragen und Anreize auf den Weg bringen. Später können durch weitere Übungen weitere Kompetenzen erworben werden wie die das Agieren in interkulturellen Beziehungen (z. B. Sprachbarrieren, unterschiedliche Wertvorstellungen etc.).
Das Training und die Vorbereitung der Streitschlichter finden u. a. in praxisbezogenen Rollenspielen statt, bei der Weiterbildung von älteren Schülern wird auch einschlägige Literatur zugänglich gemacht.
In einem Zeitraum von vier bis acht Wochen werden die Streitschlichter intensiv zwischen 9 und 15 Stunden auf ihre Aufgabe vorbereitet. Die Vorbereitung wird dabei in der Regel von zwei Trainern durchgeführt, wobei auch eine schulexterne Person (z.B. Sozialpädagoge, Sozialarbeiter) einbezogen werden kann. Am Anfang werden selbständig durchgeführte Streitschlichtungen durch Supervision begleitet werden müssen, bis die Streitschlichter die notwendige Erfahrung und Sicherheit erwerben.
Der Ablauf der Streitschlichtung stellt sich in folgenden Phasen dar:
> Einleitung des Gesprächs, Ziel der Schlichtung, Zusicherung der Vertraulichkeit, Erläuterung des Verfahrens
- Vortragen der unterschiedlichen Standpunkte und Sichtweisen
- Konfliktparteien formulieren ihre Standpunkte, Streitschlichter fassen zusammen
- Konflikt auf den Punkt bringen, zugrunde liegende Gefühle klären
- Problemlösung und Konsens anvisieren ->unterschiedliche Lösungsansätze vorschlagen, besprechen und bewerten
> Vereinbarung treffen
- vereinbarten Lösungsweg genau definieren, schriftlich festhalten, möglicherweise Folgetreffen vereinbaren
Häufig stehen Streitschlichterinnen und Streitschlichter zu bestimmten Zeiten – z. B. in der großen Pause - bereit und können hier von den Streitparteien oder auch von Lehrkräften auf bestehende Konfliktfälle angesprochen zu werden. In manchen Schulen gehen die Streitschlichter aktiv auf ihre Mitschülerinnen und Mitschüler zu und bieten ihre Vermittlungsmöglichkeiten an.
Weitere Informationen:
KM Bayern: Gewalt ist niemals eine Lösung
Konfliktbearbeitung und systemische Mediation
Begriff und Entstehung: Der Titel des Programms „zammgrauft“ ist ein bewusster Appell an den bayerischen Sprachraum, in dem dieses Programm entstanden ist. Auch die Titel der Nachfolgeprogramme „aufgschaut“ und „sauber bleim“ sind in der bayerischen Mundart gehalten.
Das Programm ist als Polizeikurs für Jugendliche und Erwachsene in Zusammenarbeit mit dem Präventionskommissariat und den Jugendbeamten des Polizeipräsidiums München entstanden. Die Themen reichen von Antigewalt bis Zivilcourage. Die Verfasser weisen ausdrücklich darauf hin, dass sich die Projekte auf das Stadtgebiet und den Landkreis München beschränken. Inzwischen findet das Programm auch Anwendung durch den Lehrstuhl für Empirische Pädagogik und Pädagogische Psychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Als Basis diente ursprünglich das Material eines Anti-Gewalt-Projekts des Polizeipräsidiums Dortmund. Unersetzlich sind die vielen Erfahrungen aus der täglichen Arbeit von Polizeibeamten/innen an Schulen, auf der Straße, in Freizeittreffs sowie aus der polizeilichen Opferberatung, die in das Projekt eingeflossen sind.
Grundlegende Zielsetzungen: Die Gestalter des Programms gehen davon aus, dass die meisten Menschen bereits als Kinder und Jugendliche Gewalterfahrungen in unterschiedlicher Form machen. Deshalb sind in entsprechend großen Gruppen wie Schulklassen und Freizeittreffs ihrer Ansicht nach sowohl Täter als auch Opfer vorhanden.
Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren. Das Programm wendet sich an Multiplikatoren. Es sollen Lehrkräfte, Erzieher, Sozialpädagogen sowie Leiter von Wohngruppen ausgebildet werden. Die Fortbildung wird in der Regel durch die Jugendbeamten des Polizeipräsidiums München übernommen.
In erster Linie soll die Sensibilisierung für Gewalt und für die Opfer erreicht und die Zivilcourage gestärkt werden. Im Einzelnen werden folgende Ziele formuliert:
Förderung von Anti-Gewalt-Strategien durch:
- Sensibilisierung für verschiedene Formen von Gewalt
- Sensibilisierung für Opfer
- Sensibilisierung für die Verletzlichkeit des Körper
- Erkennen von Faktoren der Eskalation in einer Auseinandersetzung
- Aufzeigen von Handlungsalternativen
- Förderung der Zivilcourage durch: Erlernen eines optimalen Opfer- und Helferverhalten
- Vermittlung eines adäquaten Zeugenverhaltens
- Sensibilisierung für Notsituationen
- Vermittlung der Bedeutung zivilcouragierten Handelns
Förderung der Gemeinschaft durch:
- Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit
- Erarbeitung eines akzeptierten Regelkatalogs
- Integration und Toleranz
- Empathiefähigkeit
Förderung des Vertrauens durch:
- Gemeinsame emotionale Erfahrungen
- Erfahrungen in körperlichen und psychischen Grenzsituationen
- Übernahme von Verantwortung
- Kurzzeitiger Verlust der Selbstkontrolle
Im spielerischen Rahmen werden die oben genannten Ziele eingeübt. Außerdem wird Gewalt im allgemeinen thematisiert sowie deren verschiedene Formen wie körperliche Gewalt, Ausgrenzung, Fremdenfeindlichkeit oder Mobbing veranschaulicht. Ergänzend dazu werden Strategien entwickelt, die geeignet sind, Gewalt zu verhindern oder deren Eskalation einzudämmen.
Grundsätzliche Charakteristika: Auf den ersten Blick erscheinen die Ziele ähnlich wie bei anderen Programmen dieser Art. Besonderheiten stellen jedoch die in das Programm eingehende Erfahrungspraxis der Polizeiarbeit (s.o.) und die enge Zusammenarbeit zwischen dem Polizeipräsidium München (Präventionskommissariat) und dem Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München dar, die eine stetige Weiterentwicklung ermöglichen.
Das „zammgrauft“-Training basiert ferner ausschließlich auf praktischen Verhaltensübungen und Rollenspielen, in denen die Schülerinnen und Schüler sich selbst in ihren Verhaltensweisen und Reaktionen erfahren können. Die Lernziele werden durch sie selbst anschließend in einer Gruppendiskussion herausgearbeitet.
Das Projekt stellt weder speziell die Opfer von Gewalt in den Mittelpunkt noch im Unterricht störanfällige oder besonders gewaltbereite Schülerinnen und Schüler. Vielmehr steht die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler im Blickpunkt des Interesses, die gestärkt werden soll, um bei Problem - oder Konfliktsituationen adäquat reagieren zu können. Im kleinen – und somit vertrauten - Rahmen soll gewaltfreies, sozial kompetentes Handeln eingeübt werden, um damit die Zahl der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen, die Mut zur Zivilcourage besitzen.
Konkrete Umsetzung des Programms: Die Durchführung des praktisch orientierten Teiles findet im Rahmen eines zweitägigen Kurses statt. Die konkrete Umsetzung des Projekts in den Schulklassen und Jugendgruppen leisten Multiplikatoren, die in einem dreitägigen Training durch das Präventionskommissariat des Polizeipräsidiums München ausgebildet werden. Es handelt sich dabei um Polizeibeamte, Lehrkräfte sowie Sozialpädagogen und Erzieher. Von Seiten des Polizeipräsidiums wird empfohlen, das Training mit zwei Moderatoren im Team durchzuführen. Da zwischenzeitlich sämtliche 46 Jugendbeamte sowie viele Sozialpädagogen der Jugendtreffs in München ausgebildet sind, bietet sich auch eine Teambildung mit anderen Einrichtungen im Rahmen der Vernetzung an.
Bei der Durchführung des Programms gibt es sowohl eine Vorbereitung sowie eine Nachbereitung.
Evaluation: Seit dem ersten Training für Multiplikatoren wurden bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt etwa 1300 Personen ausgebildet und tausende Schülerinnen und Schüler erreicht.
Als ein nicht unerheblicher Nebeneffekt des Programms scheint sich bei den Teilnehmern das bestehende Bild von der Polizei stark verändert zu haben, indem es gelungen ist, existierende Klischees abzubauen.
Der Lehrstuhl für Wirtschafts- und Sozialpsychologie der Ludwig-Maximilians-Universität München hat die Evaluation des Programms durchgeführt. Die Ergebnisse der Evaluation zeigen, dass sich nicht nur das Wissen, was man in Notsituationen tun sollte, erhöht hat, sondern auch die wahrgenommene Verantwortlichkeit, in solchen Situationen einzuschreiten. Ebenso steigen die subjektive Sicherheit tatsächlich einzuschreiten sowie die Beurteilung der eigenen Kompetenzen im Umgang mit kritischen Situationen. Vgl. hierzu die folgenden beiden Abbildungen:
Bezugsquelle des Programms und Ansprechpartner
Polizeipräsidium München
Kommissariat 314
Ettstraße 2
80333 München
Ansprechpartner: Kriminalkommissar Ralph Kappelmeier
Telefon: 089/ 2910 - 0
Telefax: 089/ 2910 – 4400
E-Mail: pp-mue.muenchen.k314@polizei.bayern.de
Zur Webseite der Projektbeschreibung
Lernen durch Engagement und Soziales Lernen
Unter Lernen durch Engagement (kurz LdE) oder auch Service-Learning versteht man eine Lehr- und Lernform, die den schulischen Unterricht mit dem gesellschaftlichen Engagement von Schülerinnen und Schülern verbindet.
In gemeinnützigen Projekten setzen die Kinder und Jugendlichen dabei das im Unterricht Erlernte gemeinsam mit außerschulischen Engagementpartnern im Stadtteil oder in der Gemeinde um. Da die Projektmöglichkeiten vielseitig sind - sie können sowohl soziale, ökologische, politische oder kulturelle Aspekte beinhalten - kann die Methode in verschiedenen Fächern Anwendung finden.
Nachfolgend finden Sie eine Auswahl von LdEProjekten, die insbesondere den Aspekt des Sozialen Lernen beinhalten, weitere Beispiele nach Schulstufen sortiert, finden Sie hier.
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler der 7. bis 10. Jahrgangsstufe besuchen ältere
Menschen in Pflegeheimen im Einzugsgebiet der Schule UND beschäftigen sich mit den
Bewohnerinnen und Bewohnern der Pflegeheime.
Schularten: Förderschule, Mittelschule, Realschule (durchgeführt), Wirtschaftschule, Gymnasium, Berufsschule
Jahrgangsstufen: 7-10
Fächer: Evangelische und Katholische Religionslehre, Ethik, Sozialwesen (Beteiligung weiterer Fächer denkbar)
Fächerübergreifende Bildungsziele: Berufliche Orientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Familien- und Sexualerziehung, Gesundheitsförderung, Politische Bildung, Soziales Lernen
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler eines Gymnasiums beschäftigen sich im Unterricht mit ausgewählten historischen und vom Verfall bedrohten Denkmälern der Welterbekulturstadt Bamberg, sammeln in schulischen Veranstaltungen Spenden für die Renovierung und bewegen Sponsoren und Unternehmen, mit ideeller und finanzieller Unterstützung den Erhalt der Denkmäler zu sichern.
Schularten: Förderschule, Mittelschule, Realschule, Wirtschaftschule, Gymnasium (durchgeführt), Berufsschule
Jahrgangsstufen: ab 8
Fächer: verschiedene Fächern je nach Denkmalart, z.B. Musik, Kunst, Natur und Technik, Latein, Physik, Deutsch, Geschichte, Religion
Fächerübergreifende Bildungsziele: Kulturelle Bildung, Politische Bildung, Sprachliche Bildung, Soziales Lernen, Werteerziehung, Berufliche Orientierung
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler der 8. bis 10. Jahrgangsstufe konzipieren einfache Experimente sowie Durchführungsanleitungen UND führen diese mit Grundschülerinnen und -schülern durch.
Schularten: Förderschule, Mittelschule, Realschule (durchgeführt), Wirtschaftschule, Gymnasium, Berufsschule
Jahrgangsstufen: 8-10
Fächer: Biologie, Chemie, Physik (Beteiligung weiterer Fächer denkbar)
Fächerübergreifende Bildungsziele: Berufliche Orientierung, Bildung für Nachhaltige Entwicklung, Gesundheitserziehung, Medienbildung/Digitale Bildung, Soziales Lernen, Sprachliche Bildung, Technische Bildung
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler einer 8. Klasse des Gymnasiums in der gebundenen Ganztagsschule beschäftigen sich mit den Themen Werte und Verantwortung UND organisieren für das benachbarte Seniorenheim einen nachmittäglichen „Markttag“
Schularten: Förderschule, Mittelschule, Realschule, Wirtschaftschule, Gymnasium (durchgeführt), Berufsschule
Jahrgangsstufen: 8
Fächer: Katholische und Evangelische Religionslehre sowie Ethik (Beteiligung anderer Fächer denkbar)
Fächerübergreifende Bildungsziele: Alltagskompetenz und Lebensökonomie, Berufliche Orientierung, Familienerziehung, Gesundheitsförderung, Ökonomische Verbraucherbildung, Soziales Lernen, Sprachliche Bildung, Werteerziehung
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler einer 9. Klasse des Gymnasiums beschäftigen sich mit physikalischem und chemischem Experimentieren UND planen in der benachbarten Grundschule naturwissenschaftliche Unterrichtsstunden und führen selbständig physikalische und chemische Experimente durch.
Schularten: Förderschule, Mittelschule, Realschule, Wirtschaftschule, Gymnasium (durchgeführt), Berufsschule
Jahrgangsstufen: 9
Fächer: Physik und Chemie (Beteiligung weiterer Fächer denkbar)
Fächerübergreifende Bildungsziele: Berufliche Orientierung, Soziales Lernen, Sprachliche Bildung, Technische Bildung
Projektbeschreibung
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler einer 8. Klasse beschäftigen sich mit dem Thema „Drogen und Sucht“ UND engagieren sich in einer Einrichtung der Streetwork Würzburg für junge Menschen bis 27
Schularten: Förderschule, Mittelschule (durchgeführt), Realschule, Wirtschaftschule, Gymnasium, Berufsschule
Jahrgangsstufen: ab 8
Fächer: Physik/Chemie/Biologie und BoZ Soziales (weitere Fächer denkbar)
Fächerübergreifende Bildungsziele: Gesundheitsförderung, Soziales Lernen, Werteerziehung
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler einer 9. Klasse des Gymnasiums beschäftigen sich mit aktuellen Musikhits und Bandarrangement UND planen und veranstalten im benachbarten Kindergarten einen Workshop „Schülerband“.
Schularten: Förderschule, Mittelschule, Realschule, Wirtschaftschule, Gymnasium (durchgeführt), Berufsschule
Jahrgangsstufen: 9
Fächer: Physik und Chemie (Beteiligung weiterer Fächer denkbar)
Fächerübergreifende Bildungsziele: Berufliche Orientierung, Kulturelle Bildung, Soziales Lernen, Sprachliche Bildung
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich im Unterricht mit dem Themenkomplex „Wasser“ UND gestalten Lerneinheiten für die Kita-Kinder zum Thema.
Schularten: Förderschule, Mittelschule (durchgeführt), Realschule, Wirtschaftschule, Gymnasium, Berufsschule
Jahrgangsstufen: ab 6
Fächer: Chemie, Physik, Biologie
Fächerübergreifende Bildungsziele: Gesundheitsförderung, Soziales Lernen, Werteerziehung
Projektbeschreibung