Ökonomische Verbraucherbildung
Das wachsende Angebot an Konsummöglichkeiten stellt Kinder, Jugendliche und Erwachsene vor neue Herausforderungen. Ergänzend zur Vermittlung von ökonomischem Wissen und Alltagskompetenz im Elternhaus hat die Schule die Aufgabe, Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene zur Folgenabschätzung ihres Konsumhandelns für den eigenen Alltag zu befähigen.
Denn gerade bei Kindern und Jugendlichen sind teils erhebliche Defizite im Bereich der Verbraucherkompetenz feststellbar. Sie haben ein vergleichsweise hohes Anspruchsniveau, was sich in entsprechenden Konsumwünschen äußert. Verstärkt werden diese Wünsche durch zahlreiche Konsumangebote, die zunehmend auch im Internet Verbreitung finden. Zudem werden Kinder und Jugendliche von Unternehmen gerne als eigenständige Käufergruppe beworben. Konsequenzen finanzieller und rechtlicher Art sind für viele aber nur schwer abschätzbar, so dass es vielfach bereits bei jungen Verbrauchern zur Ver- bzw. Überschuldung kommt.
Definition von „Verbraucherbildung“
Verbraucherbildung beschreibt Qualifizierungsmaßnahmen, die über konsumbezogene Inhalte informieren und ein verantwortungsbewusstes Verbraucherverhalten schulen. Sie bezieht sich auf alle Bereiche des menschlichen Lebens, in denen Konsum stattfindet, wie z. B. Ernährung, Gesundheit, Wohnen, Mobilität, Freizeit, Sport und vieles mehr. Gegenstand der Verbraucherbildung sind aber nicht nur produkt- und dienstleistungsbezogene Inhalte, sondern auch — von den oben genannten Themen unabhängig — ökonomische, ökologische, technische, rechtliche, politische, kulturelle, ethische sowie sozial- und naturwissenschaftliche Dimensionen im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung.
Das wachsende Problem der privaten Ver- und Überschuldung unterstreicht den Handlungsbedarf im Bereich der ökonomischen Verbraucherbildung und rechtfertigt die Eingrenzung der vorliegenden Richtlinien auf die ökonomischen Aspekte. Diese nehmen die Handlungen und Strategien am Markt in den Blick, z. B. Finanzierung (Beschaffung, Verwaltung und Verwendung finanzieller Mittel), Information, Recht und Marketing. (Ökonomische Verbraucherbildung; Richtlinien für die Umsetzung an bayerischen Schulen)
Materialien und Medien zur Ökonomischen Verbraucherbildung
Das Bayerische Verbraucherportal ist ein Angebot des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Es dient insbesondere der Information der Bevölkerung. Durch Informationen über Vor- und Nachteile, Gefahren und Schutzvorkehrungen sowie das Für und Wider soll die bzw. der Einzelne Untertsützung finden, selbstbestimmte Entscheidungen als Konsumentin/Konsument zu treffen.
Die Themenrubriken umfassen: Ernährung, Produkte, Recht, Finanzen, Internet, Energie und Nachhaltigkeit.
Eine extra Seite für Kinder und Jugendliche enthält wichtige Tipps zu Ernährung, Lebensmitteln und technischen Produkten, giftigen und gefährlichen Stoffen, Geschäftsfähigkeit, Vertragsabschlüssen, Handy, Bankgeschäften und vielem mehr.
Die bei Jugendlichen besonders beliebten Angebote im Social Web sind nahezu ausschließlich kommerzielle Angebote. Als Verbraucherinnen und Verbraucher müssen Jugendliche im Social Web unter anderem mit komplizierten Klauseln in Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB), neuen spezifischen Werbeformen im Social Web, der Auswertung persönlicher Informationen für personalisierte Werbung oder auch neuartigen Konsumangeboten umgehen.
Konkrete Anregungen für die pädagogische Arbeit mit Jugendlichen zu diesem Themenfeld bieten die Materialien „Online-Werbung mit Jugendlichen zum Thema machen“. Sie beinhalten ausgearbeitete Methodenbausteine mit entsprechenden Arbeitsmaterialien ergänzt durch Hintergrundinformationen für die Verbraucherbildung zum Themenfeld Social Web. Die Materialien setzen an der Perspektive der Jugendlichen an und thematisieren Schwierigkeiten mit Online-Werbung im Social Web und Verbraucherschutzthemen. Die Methoden wurden praktisch erprobt und können auf unterschiedliche Rahmenbedingungen abgestimmt und unterschiedlich kombiniert werden. Sie eignen sich sowohl für den Einsatz in der Schule als für die außerschulische Jugendbildung.
Download: Materialien
Insgesamt 18 bayerische Schulen – Grundschulen, Mittelschulen, Realschulen, Gymnasien und Wirtschaftsschulen – entwickelten und erprobten über 150 Unterrichtseinheiten.
Das Ziel: Schülerinnen und Schüler für ihre eigenen Konsumgewohnheiten auf der Grundlage konsumbezogener Fachkenntnisse sensibilisieren und ihre Entscheidungskompetenz stärken.
Konsum ist in der heutigen Zeit ein fester Bestandteil jugendlicher Alltagskultur, der längst nicht mehr einen reinen Nutzzweck erfüllt. „Entscheidungen im Unterricht“ zeigt auf, wie man den Weg in die Schuldenfalle vermeidet und im Notfall wieder herauskommt.
Anbieter: Bundeszentrale für politische Bildung, Erscheinungsort: Bonn, Bestellnummer: 2479
Download: http://www.bpb.de/shop/lernen/entscheidung-im-unterricht/154610/schon-wieder-pleite
Das Online-Portal Verbraucherbildung Bayern bietet für Schulen und Unterricht eine Vielzahl hilfreicher Tipps, Informationen und Materialien für den Unterricht. Nach Schularten gegliedert finden Sie hier Projektbeschreibungen und Angebote verschiedener Institutionen.
Link: https://www.verbraucherbildung.bayern.de/schule/materialien/index.htm#nav
Mode bietet Jugendlichen die Möglichkeit, ihre Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Gruppen zu demonstrieren und erlaubt sowohl Selbstinszenierung, als auch Selbstverwirklichung. "Entscheidung im Unterricht" beschäftigt sich mit den Folgen exzessiven Konsumverhaltens, liefert Hintergrundinformationen zu Produktionsbedingungen und unterstützt die Schüler dabei das eigene Konsumverhalten kritisch zu hinterfragen.
Autor: Autor: Tim Engartner, Martina Tschirner, Seiten: 26, Erscheinungsdatum: 01.08.2015, Erscheinungsort: Bonn, Bestellnummer: 2484
Anbieter: Bundeszentrale für politische Bildung
Bestellbar: http://www.bpb.de/shop/lernen/entscheidung-im-unterricht/210606/viel-mode-fuer-wenig-geld-ist-das-fair
Lernen durch Engagement und Ökonomische Verbraucherbildung
Unter Lernen durch Engagement (kurz LdE) oder auch Service-Learning versteht man eine Lehr- und Lernform, die den schulischen Unterricht mit dem gesellschaftlichen Engagement von Schülerinnen und Schülern verbindet.
In gemeinnützigen Projekten setzen die Kinder und Jugendlichen dabei das im Unterricht Erlernte gemeinsam mit außerschulischen Engagementpartnern im Stadtteil oder in der Gemeinde um. Da die Projektmöglichkeiten vielseitig sind - sie können sowohl soziale, ökologische, politische oder kulturelle Aspekte beinhalten - kann die Methode in verschiedenen Fächern Anwendung finden.
Nachfolgend finden Sie bespielhaft eine Auswahl von LdE-Projekten mit besonderen Schnittmengen zur Ökonomischen Verbraucherbildung zur Anregung. Weitere Beispiele nach Schulstufen sortiert finden Sie hier.
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler der Oberstufe beschäftigen sich mit alten Gemüsesorten im Welterbe ihrer Heimatstadt, erstellen im Bamberger Häcker- und Gärtnermuseum einen Sortengarten und kultivieren die historischen Gemüsesorten von der Saat bis zur Verarbeitung.
Schularten: Förderschule, Mittelschule, Realschule, Wirtschaftschule, Gymnasium (durchgeführt), Berufsschule
Jahrgangsstufen: P-Seminar 11/12, kann aber auch an andere Jahrgangsstufen altersgemäß angepasst werden
Fächer: Biologie (weitere Fächer denkbar)
Fächerübergreifende Bildungsziele: Berufliche Orientierung, Bildung für nachhaltige Entwicklung, Kulturelle Bildung, Sprachliche Bildung, Soziales Lernen, Gesundheitsförderung, Ökonomische Verbraucherbildung
Projektbeschreibung
Kurzbeschreibung: Schülerinnen und Schüler einer 8. Klasse des Gymnasiums in der gebundenen Ganztagsschule beschäftigen sich mit den Themen Werte und Verantwortung UND organisieren für das benachbarte Seniorenheim einen nachmittäglichen „Markttag“
Schularten: Förderschule, Mittelschule, Realschule, Wirtschaftschule, Gymnasium (durchgeführt), Berufsschule
Jahrgangsstufen: 8
Fächer: Katholische und Evangelische Religionslehre sowie Ethik (Beteiligung anderer Fächer denkbar)
Fächerübergreifende Bildungsziele: Alltagskompetenz und Lebensökonomie, Berufliche Orientierung, Familienerziehung, Gesundheitsförderung, Ökonomische Verbraucherbildung, Soziales Lernen, Sprachliche Bildung, Werteerziehung