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Mobilitätskonzept

Bedeutung des Themenbereiche Mobilität im Kontext einer BNE

Zukunftsorientierte Mobilität ist ein wesentlicher Aspekt der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Mobilität, Umweltverschmutzung und Klimawandel hängen eng zusammen. Ressourcenverbrauch und CO2-Ausstoß machen Mobilität sowohl regional als auch global bedeutsam und wirken sich sicht- und fühlbar auf das Leben zukünftiger Generationen aus. Da der Mensch langfristig nur in Übereinstimmung mit der Natur überleben kann, ist es umso wichtiger, dass jede und jeder Einzelne Mitverantwortung für eine nachhaltige und lebenswerte Zukunft übernimmt.
 
Bildung für eine nachhaltige Mobilität in der Schule zeigt dabei, wie jeder Einzelne umweltbewusst und ressourcenschonend handeln kann.

Anhand der Grundbedürfnisse, des globalen Klimawandels und des ökologischen Fußabdrucks wird die Dimension der Folgen des Handelns deutlich:


Hintergrundinformation: Grunddaseinsfunktionen, Klimawandel und ökologischer Fußabdruck

Mobilität ist wichtig, um seinen täglichen Bedürfnissen und Verpflichtungen nachgehen zu können, z. B. in die Schule, zur Arbeit oder auch Einkaufen zu gehen, zur Wohnung zu gelangen, jemanden zu besuchen oder einen Ort der Erholung aufzusuchen. In diesem Sinne lässt sich „am Verkehr teilnehmen“ als ein Grundbedürfnis bzw. als eine Grunddaseinsfunktion verstehen.

Mobilität beeinflusst den Klimawandel. Durch die Verbrennung von kohlenstoffhaltigem Sprit wie Diesel oder Benzin entsteht CO2. Dieses gilt als eines der Treibhausgase, das zu einer Erwärmung der Erde führt.

Will Deutschland im Rahmen des Pariser Klimaabkommens seinen Beitrag dazu leisten, den Anstieg der durchschnittlichen Erdtemperatur zu verhindern, muss noch vor 2030 ein Großteil seiner Emissionen eingespart werden. Ziel ist es daher, die Schaffung eines weitgehend treibhausgasneutralen, ökonomisch tragfähigen und sozial ausgestalteten Mobilitätssystems. Dafür bedarf es sowohl tiefgreifender gesellschaftlicher als auch volkswirtschaftlicher Change-Prozesse, insbesondere im Bereich der Automobilwirtschaft und des Mobilitätsverhaltens (vgl. Nationale Plattform Zuknft der Mobilität: Klimaschutz im Verkehr).

Bezüglich des Mobilitätsverhaltens kann jeder einen Beitrag leisten. Ein Konzept zur Bildung für nachhaltige Mobilität sieht z. B. dabei vor, den Ausstoß von Treibhausgasen zu reduzieren bzw. nach Möglichkeit ganz zu vermeiden. Dies kann beispielsweise durch den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV), die Steigerung der Attraktivität der öffentlichen Verkehrsmittel z. B. durch geringere Fahrpreise, die Förderung von Fahrgemeinschaften, die Verringerung individueller Autofahrten oder den Ausbau der Fahrrad- und Fußgängerzonen geschehen.


>> Mehr Informationen zum Klimawandel u. a. auf der Webseite des Weltklimarats

Der ökologische Fußabdruck zeigt die biologisch produktive Fläche eines Menschen auf der Erde, die den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen ermöglicht. Ungefähr ein Viertel des ökologischen Fußabdrucks wird durch die Mobilität geprägt. Es ist damit entscheidend, ob und wie viel beispielsweise mit dem Auto oder mit dem Bus gefahren wird, Fahrgemeinschaften gebildet werden oder wie viele und wie lange Flugreisen unternommen werden. Im ökologischen Fußabdruck wird diese CO2-Freisetzung abgebildet in der Fläche von Wald, die benötigt wird, um das dadurch emittierte CO2 wieder zu binden. Neben der Mobilität beeinflussen u. a. auch Ernährung, Wohnen und Konsum den ökologischen Fußabdruck.

>> Mehr Informationen zum Ökologischen Fußabdruck:

 

Besondere Eignung einer Bildung für nachhaltige Mobilität für das Schulumfeld

Für Schülerinnen und Schüler sowie für die gesamte Organisation Schule bieten sich im Bereich der Bildung für nachhaltige Mobilität praxisnahe Möglichkeiten des verantwortungsvollen Handelns. So können sie in konkreten Alltagssituationen selbstbestimmt auf einen Teil ihrer Mobilität direkt Einfluss nehmen und dadurch Wirksamkeit erfahren, z. B. wenn sie mit dem Fahrrad zur Schule fahren, auf den ÖPNV umsteigen oder kürzere Strecken zu Fuß gehen. Die Art der Mobilität prägt auch die Selbstständigkeit, die motorische Entwicklung und die körperliche Fitness der Heranwachsenden.

Auch wenn es sich bei einer Bildung für eine nachhaltige Mobilität um eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe handelt, nimmt die Schule hier eine wichtige Rolle ein, da sie alle Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter erreichen und diese für Aspekte wie Klimaschutz, Ressourcenverbrauch oder zukünftige Mobilität sensibilisieren kann. Die Mobilitäts- und Verkehrserziehung ist eine übergreifende Bildungs- und Erziehungsaufgabe.

>> Für mehr Informationen vgl. „Empfehlungen zur Mobilitäts- und Verkehrserziehung in der Schule (Beschluss der KMK vom 7.07.1972 i.d.F. vom 10.05.2012) (Verlinkung: Verkehrserziehung (kmk.org))
 


Umsetzungsmöglichkeiten im schulischen Umfeld

Ort und Lage

Je nach Ort und Lage der Schule können sich die Ausgangsbedingungen der Mobilität für die einzelne Schule sehr unterschiedlich darstellen. Während im urbanen Bereich der Fußgänger und Fahrradverkehr gefördert werden soll, muss man in ländlichen Schulzentren ggf. auf attraktivere und zeitlich dichter getaktete öffentliche Personennahverkehrsnetze Wert legen.
Ebenso wirkt sich das Alter sowie die soziale Schichtung der Schülerinnen und Schüler auf das Mobilitätsumfeld der Schule aus und sollte entsprechend berücksichtigt werden. So kommen beispielsweise Grundschüler verstärkt zu Fuß in die Schule. Zudem kann eine Abstimmung unter den verschiedenen Schulen in einem zentralen Ort in diesem Sinne weitere Potentiale eröffnen.

Schulwegsicherung
Für die Schulwegsicherung hat sich die Zusammenarbeit mit den ehrenamtlichen Schulweghelfern bewährt. (Vgl. für mehr Informationen zu Schulweghelfern hier.)

Das Umweltbundesamt empfiehlt zudem auch jeder Schule die Erstellung einer „grünen Verkehrskarte“, in der insbesondere „Fuß- und Schleichwege“ der Schülerinnen und Schüler unter besonderer Berücksichtigung der Schulwegsicherheit aufgenommen werden. Die Erstellung dieser Karte findet idealerweise in Zusammenarbeit der Schülermitverantwortung (SMV) z. B. durch eine Umwelt AG statt: 

Gemeinsam werden dann Schleichwege und Wege durch Parkanlagen erkundet, die als Alternative zu vielbefahreren Straßen dienen können. Diese Wege werden für die „grüne Verkehrskarte" in eine gut lesbare Landkarte bzw. in einen Stadtplan übertragen. Die „grüne Verkehrskarte" kann dann an die Schülerinnen und Schüler verteilt bzw. in der Schule ausgehängt werden. 

Erst nach einer gründlichen Erfassung der obengenannten Rahmendaten sollte sich die Schulgemeinschaft um ein gemeinsames Mobilitätsleitbild bemühen.
 

Gerade im schulischen Bereich muss die Messgröße für einen wie auch immer gearteten Mobilitätskodex durch die Modellvorstellung des ökologischen Fußabdrucks vorgegeben werden. Der CO2-Fußabdruck greift hier viel zu kurz, weil viele andere Faktoren des schulischen Umfeldes (Flächenversiegelung, Bepflanzung und Nutzung des Schulgeländes, Nutzung der Garagenräume) unberücksichtigt bleiben.

Daraus leitet sich folgende mögliche Inhalte eines Mobilitätsleitbilds ab:

  • Um zur Schule zu gelangen, bevorzugen alle Mitglieder der Schulfamilie nach Möglichkeit den Fußweg oder das Fahrrad (- ggf. ist hier in Erwägung zu ziehen, ob man den Radfahrenden Duschmöglichkeiten einräumen kann). Falls das nicht möglich ist, erhält der ÖPNV immer den Vorzug vor dem privaten Fahrzeug. Privater Zubringerverkehr im direkten Schulumfeld soll bitte eine Ausnahme bleiben.
  • In diesem Sinne ist aufgrund seiner Vorbildwirkung gerade auch das Kollegium zu sensibilisieren: In ländlichen Gebieten mit eingeschränkten öffentlichen Verkehrsverbindungen würden z. B. Fahrgemeinschaften den Footprint halbieren.
  • Stellplätze für Kraftfahrzeuge und überflüssig gewordene Verkehrsflächen sind nach Möglichkeit zu entsiegeln und der Gemeinschaft als Spiel- und Erholungsflächen aufzuwerten. Auf diese Weise wächst im Idealfall das Bewusstsein für den Mehrwert des hinzugewonnenen Lebensraumes. Die hierbei gewonnenen Erfahrungen schaffen dann möglicherweise Visionen für eine zukünftige Siedlungsumwelt, die Mobilität und Ökologie in Einklang bringen kann.
  • Nachhaltige Mobilität und Inklusion müssen vereinbar bleiben, so dass auch in ihrer Beweglichkeit eingeschränkte Menschen barrierefrei im Schulumfeld unterwegs sein können. Dies gelingt oft gerade dann leichter, wenn durch Einsparungen von Autoparkplätzen neue Räume entstehen und diese neue Nutzungsmöglichkeiten bieten.
  • Eine weitere kleine, jedoch symbolträchtige Einrichtung ist die Bereitstellung eines „Schulfahrrads“, das jederzeit das Hauspersonal oder Schülerinnen und Schüler für schulische Erledigungsfahrten nutzen können. Dabei gilt es aber, voarb die Versicherungssituation abzuklären und ggf. versicherungstechnische Belange einzubeziehen. Zu beachten ist außerdem, dass die Wartung des Rads sichergestellt ist, sodass es sich stets im verkehrssicheren Zustand befindet. Sollte die Schule eine Umwelt-AG, eventuell sogar eine Reparatur-AG haben, kann man diese Synergien einbeziehen.

Um das obengenannte Mobilitätsleitbild zu implementieren und immer wieder aufs Neue ins Bewusstsein zu rücken, bietet es sich an, regelmäßig wiederkehrende, unterstützende Schulprojekte zu initiieren, so z. B.:

  • Einrichtung eines „Walking Bus" mit Hilfe des Elternbeirats oder eines Tutorsystems älterer Schülerinnen und Schüler
  • gemeinsames „Autofasten"
  • Wettbewerbe zur Förderung der Fahrradnutzung


Genauere Beschreibungen der genannten Aktionen finden sich hier.

Die Fachschaften können einen Beitrag zur nachhaltigen Verankerung des Mobilitätskonzepts aber auch andere Konzepte leisten, indem sie grundsätzlich im Unterricht Themen der BNE behandeln und dafür sensibilisieren. 

Weitere Unterstützung geben z. B.

Mobilitäts-Apps, diese können insbesondere den Unterricht in technischen Fachbereichen wirksam bereichern.

Die Mobilität der Zukunft erfordert Flexibilität, die z. B. aus einer intelligenten Staffel von Fahrrad, Zug, Leihwagen sowie die Nutzung von Mitfahrgelegenheiten bestehen kann. Dabei kann das eigene Smartphone zur individuellen Mobilitätszentrale werden, das dabei hilft, den ökologischen Fußabdruck des Reisens und der damit verbundenen Kosten zu minimieren.


Gerade im Bereich der Mobilität sollten alle Synergien benachbarter Schulen genutzt werden. So sind z. B. Busse oft an eine spezifische Schulart gekoppelt. Durch geeignete Zusammenlegung ergäben sich erhebliche Einsparpotentiale. Häufig ist auch die temporäre Belastung der Verkehrswege im städtischen Bereich zu groß. In diesem Falle kann eine Staffelung der Unterrichtszeiten zur Entspannung beitragen.
Sehr gute Resonanz erhielten u. a. auch Schulaktionen, bei denen ältere Schülerinnen und Schüler einer Sekundarschule gemeinsam mit Grundschülerinnen- und schüler Umweltspiele, Vorträge und Mobilitätsaktionen durchführten.
(folgend: Illustrationsmöglichkeiten/ -vorschläge entnommen aus dem Mobilspiel der LAG - Dillingen)

Vor allem im Bereich der Schulwegsicherheit bietet es sich zudem an, dass ältere Schülerinnen und Schüler jüngere begleiten.


Es liegt auf der Hand, dass Klassenfahrten mit dem Flugzeug oder Skifreizeiten in besonders belastete Alpenregionen den Grundgedanken des ökologischen Fußabdruckes konterkarieren und nach Möglichkeit durch nachhaltigere Fahrten ersetzt werden sollen.

Eine mögliche Herangehensweise könnte sein, darauf zu achten, Klassen- und Abschlussfahrten den Kriterien eines nachhaltigen Mobilitätskonzept zu unterwerfen. Diese Einschränkung öffnet jedoch den Blick zu vielen neuen, positiven Ansätzen: Die bayrischen Umweltbildungsstationen bieten zahlreiche Möglichkeiten, soziales Lernen, Teambuilding und Freizeitaktivitäten unter einen Hut zu bringen. Nichts spricht gegen einen alpinen Hüttenaufenthalt, wenn die Ver- und Müllentsorgung selbst in die Hand genommen und damit auch noch im Sinne der BNE thematisiert wird. Insgesamt sollte das Reiseziel an sich weniger hoch gewichtet werden und das gemeinschaftliche Miteinander dagegen mehr ins Zentrum der Überlegungen rücken.
Abgesehen davon weist die übliche Studienfahrt als Gruppenreise mit Zug oder Bus ins europäische Umland auch einen vergelichsweise geringen Mobilitätsfußabdruck auf.

Beispiele für Programme, Projekte und Best Practice

Außerschulische Lernorte zu BNE

Das Unterkapitel Lernorte BNE bietet Ihnen eine Auswahl an Anregungen und Angeboten zu außerschulischen Lernorten im Rahmen von BNE.

Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung

Die Webseite Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung ist ein Angebot des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz und enthält u. a. wichtige Informationen zu Umweltstationen, Qualitätssiegel und Projekte.

AGP - Aktionsgruppenprogramm

Mit Förderzuschüssen von bis zu 2.000 Euro unterstützt das Aktionsgruppenprogramm (AGP) des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung Engagierte in Schulen und Initiativen, die ihr Wissen über die Zusammenhänge der Einen Welt vertiefen und weiter vermitteln.

Für mehr Informationen